Blick in den südlichen Winterhimmel, in der Mitte ist gut der Jäger Orion mit den drei markanten Sternen in einer Linie zu erkennen - die Gürtelschnalle des Jägers. (Foto: Dominik Kindermann - stock.dobe.com)

Ein nächtlicher Streifzug über den Himmel nur mit dem bloßen Auge lässt uns viel Faszinierendes entdecken. Denn unser Auge ist ein cooles Instrument – im Prinzip das kleinste Teleskop der Welt, mit dem wir sogar eine fremde Galaxie als Nachbarn unserer Milchstraße aufspüren können.

Wer in sternenklarer Nacht an einem dunklen Ort in den Nachthimmel schaut, kann tausende Himmelsobjekte entdecken, auch ohne technische Hilfsmittel: Sterne, Sternenhaufen oder Sternenbilder, unsere eigene Galaxie, die Milchstraße, sogar eine fremde Galaxie als verschwommenes Fleckchen (die Andromeda-Galaxie), Kometen, Meteore, landläufig als Sternschnuppen bekannt, auch Nordlichter, den Mond, oder einige der weiteren sieben Planeten. Jetzt im Januar faszinieren uns gleich mehrere Deep Sky-Objekte, die wir mit bloßem Auge erkennen können: etwa in südlicher Himmelsrichtung den Orionnebel, weiter westlich den Sternenhaufen der Plejaden (mit ganz jungen Sternen dabei, daher als Sternkindergarten bezeichnet) oder auch einen so genannten Roten Überriesen, der vielleicht sogar schon längst explodiert ist – aber die Nachricht dazu ist möglicherweise via Licht noch auf dem Weg zu uns: die rötlich-gelbe Beteigeuze, mit einer der berühmtesten Vertreter im Sternenbild Orion (siehe Titelbild oben: Blick in den südlichen Winterhimmel mit Orion in der Mitte, leicht zu erkennen an den drei markanten Sternen in einer Reihe – die Gürtelschnalle des Jägers Orion – Foto: Dominik Kindermann – stock.adobe.com.)

Die ISS – Internationale Raumstation ist am Nachthimmel gut auszumachen und regelmäßig zu beobachten, kreist in ca. 400 km über unseren Köpfen und umrundet alle 93 Minuten die Erde. (Foto: NASA)

Manchmal kreuzen künstliche Himmelsobjekte unsere nächtliche Beobachtungstour: Ein Blinken verrät ein Flugzeug, ansonsten dürften es Satelliten wie die ISS sein. Hin und wieder taucht eine ganze Reihe von Satelliten auf einmal auf, als Lichterkette erscheinend – wenn Elon Musk mal wieder um die 60 Starlink-Satelliten auf einmal und kurz hintereinander ins All geschossen hat. Satelliten und Planeten haben eines gemeinsam: Sie leuchten nicht selbst, sondern nur durch die Sonne – die Satelliten reflektieren das Sonnenlicht einfach nur.

Wie viele Sterne sehen wir?

Wissenschaftler schätzen, dass wir derzeit rund 6.500 Sterne von der Erde mit bloßem Auge sehen können –theoretisch. Von unserem Standpunkt, der Nordhalbkugel, sind es etwa die Hälfte – bei besten Bedingungen natürlich. Auch das Alter des Betrachters spielt hinein. Denn die Pupille verkleinert sich im Laufe der Zeit und lässt so weniger Licht hinein. Wie auch bei einem Teleskop oder Fernrohr: Wir erkennen bei kleiner Öffnung die Objekte weniger deutlich, die Auflösung sinkt. Schauen wir in Gegenden mit viel Lichtverschmutzung in den Nachthimmel, etwa in Städten oder in einer Metropolregion wie dem Ruhrgebiet, sind kaum mehr Sterne auszumachen. Schätzungsweise 80 % der Deutschen können aufgrund der Lichtverschmutzung heute kaum noch den Sternenhimmel genießen, wie wir es an der Sternwarte am Hiller Badesee noch vermögen.

Der Sternenhimmel verändert sich von Nacht zu Nacht – die Planeten und damit auch die Erde wandern um die Sonne, und die Erde dreht sich zusätzlich um sich selbst. Nur sehr wenige Sterne bzw. Sternenformationen begleiten uns sichtbar durch jede Nacht, wenn auch immer wieder an anderer Stelle. Sie kreisen scheinbar um den Polarstern. Man nennt sie deshalb auch Zirkumpolarsternbilder. Der Polarstern steht hoch im Norden, ist selbst Bestandteil eines der sieben Sternbilder, die für uns immer sichtbar sind: vom Kleinen Wagen bzw. Kleinen Bären. Das ganze Jahr über sichtbar sind auch die Sternbilder vom Großen Bären bzw. Großen Wagen, Cassiopeia, Kepheus, Perseus, Drache und Giraffe. Alle anderen Sterne und der Mond gehen auf und unter.

Wie weit können wir gucken?

Unser Auge kann unvorstellbar weit ins Universum blicken: Die Angabe in Kilometern würde hier viel Platz einnehmen, eine 22 mit 18 Nullen hintendran. Das am weitesten entfernte Objekt, das wir mit bloßem Auge gerade noch so ausmachen können, ist die Andromeda-Galaxie. Doch auch unter Top-Bedingungen sehen wir sie dann lediglich als einen verwaschenen Nebelfleck. Die Entfernung von der Erde: 2,5 Millionen Lichtjahre, eine Strecke, die wir eigentlich kaum begreifen können. Denn ein Lichtjahr entspricht über 9 Billionen Kilometern.

Claudia Dirschauer/Schulsternwarte Minden-Lübbecke