Polarlichter – und das in unserer Region! In diesem Jahr konnten wir sie schon an mehreren Tagen beobachten. Mit einer Planetenkamera ließ sich an der Schulsternwarte die Ursache des seltenen Spektakels festhalten: die Sonne mit ihren Sonnenflecken, Ausgangspunkt für Sonnenstürme und Polarlichter.
Im Mai und im August 2024 waren die Polarlichter besonders häufig zu entdecken, auch im Kreis Minden-Lübbecke. Mit bloßem Auge ließ sich das Leuchten bei uns kaum wahrnehmen – wohl aber mit einem kleinen Trick: Ein Handy und eine möglichst lange Belichtung genügten (s. Foto unten), um die typischen Farben der Polarlichter zu erkennen: grünlich, rot oder lila und violett.
Und das, obwohl am Himmel selbst nur ein Schleier bis gar nichts zu sehen war. Treffen die Sonnenteilchen auf Sauerstoff in unserer Erdatmosphäre, erscheint das Polarlicht eher grünlich oder rot. Treffen sie auf Stickstoff, erscheinen sie bläulich oder violett. Meistens sind Polarlichter nur an den Polregionen der Erde zu entdecken – und nur ganz selten darüber hinaus, wie jetzt in diesem Jahr bei uns in zwei Zeitfenstern.
Warum Polarlichter auch bei uns?
Das Foto der Sonne vom 10. Mai 2024 (siehe Startfoto oben) zeigt die Sonnenflecken. Hier geht die Post ab: An den dunklen Stellen durchbrechen die gewaltigen Magnetfelder im Innern der Sonne ihre äußere Schicht, die Photosphäre. Bei solchen Ausbrüchen bzw. Eruptionen schleudert die Sonne ähnlich wie ein Vulkan eine sehr große Menge an Teilchen hinaus. Nur handelt es sich nicht um flüssige Lava, sondern um geladene Teilchen, um Strahlung. Treffen die Teilchen der Sonne auf Teilchen in der Erdatmosphäre, werden diese zum Leuchten angeregt – es entstehen Polarlichter.
Nun ist die Sonnenaktivität zunächst einmal nichts Besonderes: Die Sonne setzt uns ständig einem Dauerfeuer an Teilchen aus, schleudert 24/7 und 365 Tage im Jahr einen Teil ihrer Masse hinaus ins All. Manchmal nicht in Richtung Erde – dann kommt bei uns auch nichts an. Und meistens treten die Teilchen mit einer Normalgeschwindigkeit von 400 bis 600 Kilometer pro Sekunde (!) aus – es handelt sich dann um den Sonnenwind. Das aber reicht nicht, damit auch in unseren Breiten Polarlichter auftreten. Dazu braucht es einige Faktoren im Zusammenspiel, unter anderem mehr Wumms – die sogenannten koronalen Massenauswürfe. Dann schickt uns die Sonne eine Extraladung an Teilchen, die zudem mit deutlich höherer Geschwindigkeit zu uns gelangt: mit 900 km/sec, in Extremfällen sogar bis zu 1.000 km/sec. In der Nacht vom 10. auf den 11. Mai 2024 wurde die Erde regelrecht durch die Massenauswürfe mit dem Teilchenstrom bombardiert – ein wahrer Sonnensturm. Die Eruption selbst war schon am 09. Mai – die Teilchen benötigen etwa ein bis zwei Tage zu uns.
Setup für die Detailaufnahme der Sonnenflecken: 16″ Teleskop mit Objektivblende und (zur Nachführung bzw. präzisen Verfolgung der Sonne) Off-Axis-Öffnung (D = 11 cm) plus Baader-Objektivfilterfolie als Sonnenfilter. Planetenkamera: ZWO ASI 224 MC Color; 0,5 ms Belichtungszeit, 2 min Video. Nachbereitung mit AutoStakkert. Aufnahme: Michael Meister, Schulsternwarte Minden-Lübbecke.
Claudia Dirschauer/Schulsternwarte Minden-Lübbecke